Luftbefeuchter

Trockene Luft fördert Erkältungen.

In der Zeitung*) lese ich heute: «Wesentlich für Erkältungen sind (...) zwei Gründe: die tiefe Luftfeuchtigkeit im Freien und lange Aufenthalte in der trockenen Umgebung geheizter Räume. (...) Die wichtigsten Tipps (...) ergeben sich direkt aus diesen Zusammenhängen: Regelmäßiges Lüften sorgt für frische Luft und Feuchtigkeit in den Räumen ...»

Ist die Luft draußen wirklich trocken? Und wie kann Lüften – also Hereinlassen von angeblich trockener Außenluft – dann für «Feuchtigkeit in den Räumen» sorgen? Was heißt überhaupt «feuchte» Luft? Kann Luft «Feuchtigkeit aufnehmen»?

Ist die Luft draußen trocken?

Mein Außensensor zeigt jetzt gerade -2.8 °C und 91 % relative Luftfeuchtigkeit. Bei 100% relativer Luftfeuchtigkeit kondensiert Wasser und bildet Tropfen. Die Luft vor meinem Fenster ist also sehr, sehr feucht. Eher feuchte Außenluft ist typisch für den Winter hierzulande.

Lüften trocknet die Innenluft ab

Beim Lüften entweicht die Feuchtigkeit nach draußen. Zwar wird Luft mit hoher relativer Feuchtigkeit hereingelassen. Aber die relative Luftfeuchtigkeit verringert sich beim Erwärmen der Luft. Falls der Innenraum geheizt wird, erwärmt sich die herein gelassene Luft. Bei unverändertem Wassergehalt (absolute Feuchte) verringert sich so die relative Luftfeuchtigkeit.

Definition

Die relative Luftfeuchtigkeit ist das Verhältnis zwischen dem tatsächlichen Gehalt an Wasserdampf zu dem maximal möglichen Gehalt an Wasserdampf in einem Volumen.

Beispiel:
  • In einem Volumen von 1 Kubikmeter sind 10 g Wasserdampf. Das ist die absolute Feuchte.
  • Temperatur in diesem Volumen: 25 °C. Bei dieser Temperatur verdunsten 23 g Wasser = maximal möglicher Gehalt an Wasserdampf bei dieser Temperatur.
  • Daher relative Feuchte: 10/23 = 0.435 oder 43.5 %

Ob das Volumen mit Luft, mit einem anderen Gas oder überhaupt gefüllt ist, spielt dabei keine Rolle. Relative «Luft»feuchtigkeit gibt es also auch ganz ohne Luft, im Vakuum.

Die relative Feuchte sinkt mit steigender Temperatur.

Der maximal mögliche Gehalt an Wasserdampf nimmt mit der Temperatur zu. Wasser gelangt durch Verdunstung in das Volumen und bei höherer Temperatur verdunstet eben mehr Wasser.

Beispiel:
  • In einem Volumen von 1 Kubikmeter sind wie im Beispiel oben 10 g Wasser.
  • Die Temperatur ist wie im Beispiel oben 25 °C. Die Zahl unter dem Bruchstrich – der maximal mögliche Gehalt – ist dann wie im Beispiel: 23 g.
  • Steigt die Temperatur, dann nimmt die Zahl unter dem Bruchstrich auf beispielsweise 28 g zu.
  • Der Wert des Bruches, die relative Feuchte, nimmt so ab: 10/23 ist größer als 10/28.
  • Es folgt eine geringere relative Feuchte bei gleich viel Wassergehalt (absolute Feuchte).

Lüften mit kalter Außenluft trocknet ab

Wie trocken wird es im Zimmer (20 °C) nach dem Lüften mit der Außenluft vor meinem Fenster (-3 °C)?

  • Bei -3 °C verdunsten maximal 3.8 g Wasser in einem Volumen von 1 Kubikmeter.
  • Bei 91 % relativer Feuchte befinden sich nur 91 % davon im Volumen: 91% von 3.8 g sind 3.458 g. Das ist die absolute Feuchte bei -3 °C.
  • Bei Zimmertemperatur 20 °C verdunsten maximal 17.3 g Wasserdampf pro Kubikmeter.
  • Die 3.458 g Wasser reichen bei 20 °C also für eine relative Feuchtigkeit von 3.458 g / 17.3 g =0.20 = 20 %.

Ist die Außenluft im Winter trocken?

Ja, insofern der Wassergehalt (absolute Feuchte) gering ist. Nein, insofern wegen der tiefen Temperatur auch der maximal mögliche Gehalt gering ist, woraus hohe relative Feuchte folgt.

Die Haut ist ca. 32 °C warm, daraus verdunsten mehr als 30 g Wasser in ein Volumen von 1 Kubikmeter. Sind schon 30 g Wasser darin, so kommen pro Sekunde gleichviele Gramm aus dem Raum auf die Haut zurück wie davon verdunsten (Gleichgewicht). Netto verdunstet also nichts und die Haut oder das Wäschestück oder was auch immer trocknet nicht.

Nimmt Luft Feuchtigkeit auf?

Die Moleküle der Luft üben keine Kräfte auf die Moleküle des Wassers aus, in diesem Sinne «nimmt» Luft nichts auf. Wasser verdunstet einfach, bei jeder bestimmten Temperatur eine bestimmte Menge, unabhängig davon, womit der Raum gefüllt ist.

Im Gegensatz dazu nimmt beispielsweise Baumwolle sehr wohl Wasser auf. Manche Abschnitte der Baumwollfasern enthalten Moleküle, die Wassermoleküle anziehen. Deshalb trocknet Baumwolle viel langsamer als schnelltrocknende Kunstfasern, deren Moleküle Wasser viel weniger stark anziehen.

«Feuchte Luft» steigt!

Feuchte Luft, also solche, die Wasserdampf enthält, ist leichter (geringere Dichte) als solche ohne Wasserdampf. Warum? Das erfahren Sie später in diesem Blog. Für den Augenblick soviel: Um in einem Raum Wäsche zu trocknen, muss man oben lüften.

Gegen das Austrocknen von Schleimhäuten hilft ein Luftbefeuchter.
Gegen das Austrocknen von Hirnzellen empfiehlt sich das

Nachhilfe-Atelier Wissenslücke (klg) in Spiez.
Erfolg in der Schule und auch sonst!
http://wissensluecke.ch Kontakt zu Wissenslücke


(*) Die Zeitung nennen wir nicht, denn einerseits geht es uns hier nicht ums Bloßstellen, und vor allem liest man diese und ähnliche Tipps überall.